Migrationssensitive Anpassung der bfu-Kinderpost (2013–2015)
Die bfu-Kinderpost, die den Eltern ab der Geburt des Kindes und bis zu dessen 8. Geburtstag im Halbjahresrhythmus zugestellt wird, bezweckt die Sensibilisierung der Eltern und gibt Tipps und Anregungen, wie die Sicherheit im Haushalt, beim Spiel und im Strassenverkehr erhöht werden kann. Das Pilotprojekt «Kinderpost im Migrationskontext» testete ein Verfahren, das durch Anpassung der Informationsbroschüren, durch aufsuchende Präventionsarbeit (Informationsveranstaltungen) und durch vorbereitende Medienarbeit in den Organen der Zielgruppe besser auf die Bedürfnisse von Familien mit Migrationshintergrund eingeht und so deren unfallpräventives Verhalten zu verbessern sucht.
In einer externen Evaluation wurde auf Seiten der Migrationsbevölkerung mittels einer schriftlichen Befragung der an den Informationsveranstaltungen Teilnehmenden die Erreichbarkeit und die Akzeptanz des Angebotes sowie die Einschätzung des Wissenzuwachses und die Intention sowie die Selbstwirksamkeitserwartung betreffend das adäquate Verhalten in der Unfallprävention überprüft. Mit dem Projektteam wurde mittels eines Gruppengespräches eine Prozessevaluation bezüglich der Machbarkeit durchgeführt. Die Ergebnisse zeigen insbesondere eine sehr hohe Erreichbarkeit und Akzeptanz der Informationsveranstaltungen bei bildungsfernen Personen, sowie einen Wissenszuwachs bei mind. 50% der Teilnehmenden in allen Bereichen ausser «Klettern im Haus». Die Intention zur Verhaltensänderung liegt im Durchschnitt bei ca. 37% und die diesbezügliche Selbstwirksamkeitserwartung bei rund 77%. Es zeigt sich gleichzeitig, dass bei einzelnen Themen, zu welchen am meisten dazu gelernt wurde, die Intention zur Umsetzung zwar hoch ist, jedoch die Selbstwirksamkeitserwartung noch tief liegt. Dies weist auf eine selbstkritische Selbsteinschätzung der Teilnehmenden hin.
Die abgegebenen Broschüren stossen auf sehr grosses Interesse. Das Bestellprocedere wurde jedoch noch als zu kompliziert erlebt und sollte vereinfacht werden oder sogar frei verfügbar ohne Anmeldung (z.B. via pdf-download oder App). Das Agendasetting via Medien aus der Zielbevölkerung hat sich als Informations-Begleitmassnahme bewährt. Es kann jedoch eher zur Sensibilisierung als effektiv als Mittel zur Rekrutierung von Vereinen für Informationsveranstaltungen genutzt werden. Für letzteres hat sich das beziehungsgeleitete Vorgehen via MultiplikatorInnen aus der Zielbevölkerung bewährt.
Eine Multiplikation auf andere Gruppen ist leicht möglich und zu empfehlen. Das entwickelte Framework für die Broschüren ist so konzipiert, dass es übernommen werden kann. Obwohl die Broschüren in der Zielgruppe äusserst geschätzt werden ist zu prüfen, ob allenfalls andere (z.B. sprachlose) Formen im Format der neuen Medien zusätzlich oder als Alternative eingesetzt werden sollen.
Auftraggeber und Partner
Beratungsstelle für Unfallverhütung (bfu)
Artikel
bfu-Kinderpost für türkische Familien